Der Survisc-Hof ist einer der stattlichen Höfe des Weilers Ćians in der Gemeinde Wengen. Das Höfe-Ensemble liegt auf dem südlich ausgerichteten sonnigen Hang des Dorfes Wengen, 1,5 km oberhalb des Dorfkernes. Zu jeder Jahreszeit lieben es die Dorfbewohner und die Gäste zu dem Weiler hin einen Spaziergang zu unternehmen, da der Anstieg der Zufahrtstraße entlang eine angenehme Steigung aufweist und die Wanderung durch die Wiesen und Felder an einem warmen Tag erfreulich und entspannend wirkt. Wenn man dann, im Weiler angekommen, sich einen Erfrischungstrunk oder eine kleine Marende gönnen will, steht nämlich der Hofschank des Survisc-Hofes offen. Dieser ist eine Errungenschaft, die der Hof in seiner Entwicklung vollzogen hat. Im Jahre 2002 nämlich, zum 200jährigen Jubiläum des Hofbesitzes der Familie Vallazza, wurde der Hofschank eröffnet.
Frau Annamaria Vallazza geboren Comploi, die Mutter des derzeitigen Besitzers Manfred Vallazza, kocht nämlich vorzüglich und lockt so Einheimische und Touristen in ihr Lokal, wo sie die Gäste mit hofeigenen Lebensmitteln verköstigt, seien es Fleischerzeugnisse der eigenen Rinder, Schweine, Hennen und Puten, oder seien es Gemüsebeilagen aus dem eigenen Garten. Gekocht wird natürlich ausgezeichnete Bauernkost, wie Tutres, Schlutzer, cajincì arestis , Krapfen, Crafuns Mori, Gerstensuppe, Fleischbraten, usw. und natürlich wird selbst geräucherter Speck zur Marende angeboten. Was nach einem gemütlichen Spaziergang natürlich nicht fehlen dürfen sind die erfrischenden, hausgemachten Säfte.
Seit dem Jahr 2001 wird jährlich am zweiten Sonntag in August die bekannte „Segra da Paur“ am Hof veranstaltet, wo die Touristen die Möglichkeit haben ein Spaziergang durch die Weiler zu machen und dabei typische Spezialitäten dieser Umgebung zu verkosten. Einer der schönsten Attraktion ist der Blick von unserem Hof auf den unter Weltnaturerbe erklärten Berge und Armentarawiesen.
Da Annamaria in jungen Jahren in der gepachteten Wirtschaftsstube im elterlichen Haus selbst gedient hat und so die Freude an der Verköstigung und Bedienung der Gäste erwarb, macht sie natürlich ihre Arbeit mit Begeisterung und gibt diese gerne an Söhne und Tochter weiter. So wird der Hofschank fast ausschließlich als Familienbetrieb geführt. Die Qualität der angebotenen Speisen und Getränke ist zusätzlich durch das Siegel des “Roten Hahnes“ garantiert.
Die Zeiten waren aber nicht immer so rosig wie heute. Als im Jahre 1802 Dapotz Alois den Hof von Molling Josef und Anton kaufte, waren die Arbeiten am Hof vielseitig und mit viel Mühen verbunden. Aus den Fotoarchiven sieht man, dass der Südhang der Gemeinde Wengen, an dem auch der Survisc-Hof gelegen ist, fast ausschließlich mit Getreideäckern übersät war. Damals war es nämlich notwendig, dass die Bauern ihr eigenes Getreide zum Lebensunterhalt selbst anbauten und so ihre üblichen Großfamilien ernährten, zu denen Eltern, Söhne und Töchter, Großeltern, ledige Brüder und Schwestern des Hofbesitzers und natürlich die Knechte und Mägde gehörten. Neben dem Getreide als Weizen, Roggen, Gerste und Hafer, bauten man auch Bohnen, Mohn, eine größere Menge an Kartoffeln und Kohl an, die als Kartoffelgerichte und als Sauerkrautbeilagen im Winter fast täglich auf den Tisch kamen.
Nachdem der Weizen, der schon im Herbst gesät wurde und im Frühjahr gleich sprießte, zeitig reifte und gegen Ende Juli schon geerntet wurde, baute man noch Buchweizen und Wasserrüben an. Aus Buchweizen kochte man verschiedene Gerichte und aus den Wasserrüben bereitete man eine Art Rübenkraut als Beilage zu. Und so war die Kost recht mannigfaltig, denn neben den üblichen aus Mehl zubereiteten Speisen, hatte man die Milchprodukte, wie Butter, Zigherkäse, Topfen und Buttermilch, und die Fleischgerichte der selbst gezüchteten Schweine.
Natürlich hatte jeder Bauernhof einen größeren Garten für verschiedene andere Gemüsearten, Kräuter und Gewürze.
Denn im Stall des Survisc-Hofes wurden damals nicht mehr als 2-4 Kühe, einige Kälber und Jungvieh gehalten, da die meisten Felder Äcker und wenige Parzellen Heuwiesen waren. Im Sommer weidete man das Vieh auf der relativ großen Weidefläche des Weilers Ćians, während die Knechte und Mägde auf den steileren Wiesen und besonders auf den Bergwiesen das notwendige Heu sammelten und so die Tieren des Hofes im Winter versorgt werden konnten. Neben den Rindern und Schweinen hielt man ein Pferd für die Arbeit, einige Schafe für die Wolle, Ziegen und Hennen.
Im Winter benutze man vielfach das Pferd für die anstehenden Arbeiten: das Heu von den Bergwiesen in den Stadel bringen, das Brennholz zum Haus führen, die Stämme der gefällten Bäume zum Sammelplatz ziehen und schließlich den Stallmist auf die Felder befördern.
Jahrein jahraus mit den immer wiederkehrenden gleichen Arbeiten bestritten so auch die Leute am Survisc-Hof ihren Lebensunterhalt.
Der Survisc-Hof des Dapotz Alois wurde 1845 dem Sohn Dapotz Peter Paul und 1883 dessen Tochter Dapotz Maria, verheiratet Pezzei, übergeben. Ab 1915 führte ihre Tochter Pezzei Maria, verheiratet Vallazza, den Hof weiter. Diese überschrieb ihn 1946 dem Sohn Vallazza Giuseppe, der ihn wiederum dem Vallazza Federico, dem Vater des heutigen Besitzers überschrieb. Vallazza Manfred übernahm den Hof am 08.08.2008.
Erst einige Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg begann sich durch den eintreffenden Wohlstand die Lebensweise am Hof langsam zu ändern.
Vallazza Federico machte am Hof die großen Veränderungen durch:
Als er den Hof leitete, war ihm ein großes Anliegen, den Stall neu auszubauen. Dann kaufte er sich, damit die Arbeit etwas leichter von statten ging, langsam einige Maschinen: Mähmaschine und Traktor. Aber die Arbeit wurde nicht weniger, denn langsam löste sich die Knechtschaft auf und es fanden sich immer weniger Leute, die bereit waren am Hof mitzuarbeiten. Damit er die großen Kosten für den Einkauf der Maschinen decken konnte, musste er sich durch eine Anstellung an den Skiliften einen Nebenlohn erwirtschaften. Auch begannen sich die Preise für Vieh und Holz stetig zu senken und das Einkommen am Hof schien unter das Lebensminimum zu fallen. Zum Glück erkannten die Politiker die Gefahr und begannen die Bauern mit Beiträgen zu unterstützen. Inzwischen sind auch alle Äcker von der Bildfläche verschwunden und in Wiesen verwandelt worden. Im Stadel sammelte sich daher viel mehr Heu als notwendig, es wurden also mehr Kühe gehalten und auf Milchproduktion umgestiegen. Federico beschloss also im Jahre 1983 mit der Milchwirtschaft zu beginnen und das weiße Gold an den Sennereibetrieb Senni in Bruneck zu verkaufen und damit das Einkommen des Hofes aufzubessern. Da die Milchwirtschaft gute Früchte trug, wurden immer neue Wiesenflächen dazu gepachtet und die Milchquote erhöht. Der bestehende Stall mit Stadel genügte nicht mehr den aktuellen Ansprüchen und so trieb der Sohn und jetziger Besitzer, Manfred Vallazza den Plan zu einem Neubau voran. Durch die Erfahrung, die er durch seine Arbeit beim Südtiroler Bauernbund sammeln konnte, reifte dieses Vorhaben heran und wurde Wirklichkeit. Im Jahre 2008 wurde also der neue Laufstall mit Stadel gebaut. Im Laufe der Zeit hat sich der Viehbesatz von 2 – 4 Rinder auf über 40 Rinder erhöht. Im Jahr 2012 wurden Wiesen dazugekauft und zurzeit werden über 40 Ha Wiesenflächen bewirtschaftet.
Darin arbeiten seither Vater und Sohn mit viel Freude. Sie sind überzeugt, dass die Arbeit der Bauern in unserem Land ein wertvoller Beitrag für die Erhaltung unserer Kulturlandschaft ist.
Am 26.03.2004 ist dem Besitzer des Survisc-Hofes Vallazza Federico die Urkunde des Erbhofes verliehen worden.
Seit dem Jahr 2001 wird jährlich am zweiten Sonntag in August die bekannte „Segra da Paur“ gehalten, wo die Touristen die Möglichkeit haben ein Spaziergang durch die Weiler zu machen um typische Spezialitäten zu kosten.